Scarlet: immer für Spass und Action zu haben.
Foto: Dina Untersee
Ehrlich gesagt: keine Ahnung. Irgendwie war es einfach immer klar, dass bei uns einmal ein Appenzeller Sennenhund einziehen wird. Vermutlich weil wir ‒ durch die Nähe zum Appenzellerland und zum Alpstein-Gebiet ‒ schon als Kinder oft Begegnungen mit dieser Rasse hatten.
Ja. Elvis ist unser erster Bläss und unser erster eigene Hund überhaupt. Aufgewachsen bin ich mit Cavalier King Charles Spaniels.
Lumikki: unsere kleine Finnin.
Foto: Dina Untersee
Treue, Unbestechlichkeit, Intelligenz, Kämpfernatur, Ehrgeiz, raue Schale ‒ weicher Kern, «Will to please» (möchte gefallen), gepaart mit einem eigenen Kopf und eigenen Ideen, kein Kadavergehorsam.
Schwierig, hier zu antworten. Unsere Hunde bringen uns tagtäglich zum Lachen. Es gibt so viele unzählige Anekdoten aus Alltag und Sport, von Wanderungen und unseren gemeinsamen Reisen. So viele
nette Menschen im In- und Ausland haben wir dank unseren Hunden kennen lernen dürfen, so viele Freundschaften wurden geschlossen. Ich sollte wohl ein Buch schreiben. ;-)
Ich beschränke mich deshalb auf zwei Anekdoten:
Auf dem Spaziergang wollte er wieder einmal nicht hören, der Rückruf klappte hinten und vorne nicht, er war in seiner eigenen Pubertäts-Welt versunken. Da versteckten wir uns ‒ wie es einem in
«schlauen Büchern» geraten wird ‒ und warteten darauf, dass er uns suchen kommen würde.
Als wir nach ein paar Minuten Ausharren im Versteck noch kein Erfolgserlebnis verzeichnen konnten, sprich, Elvis uns nicht suchen kam, und es ‒ im Gegenteil ‒ auf einmal ganz leise und still war,
kamen wir hinter den Bäumen hervor. Von Elvis fehlte jedoch jede Spur!
Panisch suchten wir ihn. Wir rannten umher, riefen laut seinen Namen ‒ keine Reaktion. Bis wir ihn auf einem Grundstück etwas abseits unseres Spazierweges fanden: Im Schwimmteich einer fremden
Familie, fröhlich seine Runden schwimmend. Und es dauerte ganz schön lange, bis wir ihn dann aus dem kühlen Nass herauslocken konnten. Wir waren in ständiger Angst, dass plötzlich die Besitzer
auftauchen könnten und wir uns würden erklären müssen.
Elvis hat sich beim Absprung etwas verschätzt und hat dennoch alles gegeben, damit die Stange oben bleibt. Voller Einsatz von ihm ist stets gewiss.
Foto: Yasuhiro Ohori
In der Therapiehundeausbildung durften wir anfänglich unter Aufsicht nur fünf Minuten mit den Klienten verbringen. Jedes Mal wurde uns ein/e andere/r Bewohner/in des Alters- und Pflegeheims
zugeteilt. Natürlich war ich immer sehr nervös, ich wusste nicht so recht, was ich machen und wie ich Presley anleiten sollte.
Bei unserem ca. fünften Ausbildungsbesuch wurden Presley und ich einer lethargischen Frau im Rollstuhl zugeteilt. Sie erschien mir klar im Kopf, nahm aber nicht aktiv am Leben teil. Meine
Nervosität wuchs, schliesslich standen wir stets unter dem strengen Blick unserer Ausbilderinnen.
Was sollte ich tun resp. wie sollte ich Presley sagen, was er tun sollte? Er durfte ja nicht auf den Schoss der Dame im Rollstuhl hüpfen. Auf meine Fragen reagierte sie nicht. O je, so können
fünf Minuten ganz schön lange werden!
Das feine Gespür von Presley nahm mir alle Bedenken und Überlegungen ab. Er setzte sich ganz von alleine neben den Rollstuhl der Dame. Schubste mit seiner Nase ein paar Mal die Hand der Dame an,
welche etwas herabhing. Plötzlich bewegte sich die Dame, setzte sich aufrecht hin und legte ihre Hand auf Presleys Kopf. Sie streichelte Presley ganz langsam und sanft. Presley schmiegte sich
regelrecht an den Rollstuhl und drückte seinen Kopf in die Hand der betagten Frau. Ganz leise und langsam fing die Dame an zu sprechen. Sie erzählte von früher, sie hätten auch immer Hunde
gehabt, Berner Sennenhunde. Die Pflegerinnen und unsere Ausbilderin waren so beeindruckt ‒ sie hatten Tränen in den Augen, so dass sie statt der gewohnten fünf Minuten die Zeit mit der Patientin
auf fast Dreiviertelstunden ausdehnten.
Eigentlich hätte die Dame in die Ergotherapie gemusst, und Presley und ich zurück in unsere Klasse. Das war in diesem Moment völlig egal, alle waren einfach nur dankbar und freuten sich darüber,
wie die Dame in Presleys Anwesenheit regelrecht aufblühte. Selbst als wir uns dann doch verabschiedeten, und die Dame in die Ergotherapie geschoben wurde, hielten die Eindrücke bei ihr an, so
dass sie sich zum ersten Mal in der Ergotherapie aktiv beteiligte. Nach diesem ergreifenden und eindrücklichen Erlebnis war ich bei Patientenbesuchen nicht mehr nervös. Ich wusste, Presley würde
schon das Richtige tun.
Interview: Daniela Rinderknecht
© 2022
«Seepferdchen» Presley in seinem Element.
Foto: Dina Untersee